never give up
永不放弃
niemals aufgeben
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„Ich will euch nicht besonders damit langweilen, was mir selbst zugestoßen ist“, begann er und bewies mit dieser Bemerkung die Schwäche vieler Geschichtenerzähler, die sich so häufig nicht im Klaren zu sein scheinen, was ihre Hörer am liebsten erfahren würden. „Aber um zu verstehen, was es für mich bedeutete, solltet ihr doch wissen, wie ich nach dort draußen gelangte, was ich sah, wie ich flussaufwärts kam bis zu dem Ort, wo ich dem armen Kerl zuerst begegnete. Es war der äußerste Punkt auf dem schiffbaren Teil des Flusses und der Höhepunkt meiner Erlebnisse. Irgendwie schien es ein gewisses Licht auf alles um mich herum zu werfen – und in mein Inneres. Eine ziemlich düstere Geschichte – und erbärmlich – nicht irgendwie außergewöhnlich – auch nicht sehr klar. Nein. Nicht sehr klar. Und doch schien es ein gewisses Licht auf alles zu werfen.“
Wie funktionierte die kongolesische Kriegsökonomie? Während des ersten Kongo-Krieges (1996 bis 1997) begannen Kriegsherren, Rohstoffe zu vermarkten. Zum einen errichteten die Rebellengruppen in den von ihnen kontrollierten Gebieten Steuersysteme. Der lukrative Handel mit Rohstoffen stellte dafür eine wichtige Säule dar. Zum anderen erlangten die Rebellengruppen mit ihren ausländischen militärischen Verbündeten die Kontrolle über einige Bergbaugebiete, wo sie die Menschen zwangen für sie zu arbeiten. Die Rebellengruppe „Kongolesische Sammlung für die Demokratie” RCD (Rassemblement Congolais pour la Démocratie), mit Ruanda verbündet, versuchte zeitweilig sogar, den Export von Metallen zu monopolisieren. Für diesen Zweck gründete sie im Jahr 2000 die Handelsfirma Somigl, welche das alleinige Recht haben sollte Koltan auszuführen.
Koltan, ein Grundstoff für die Elektronikindustrie, zum Beispiel für Handys, spielte lange eine wichtige Rolle in der Kriegsöokonomie. Im östlichen Kongo finden sich Lagerstätten, die ohne große technische Hilfsmittel in Handarbeit abgebaut werden können. Um das Jahr 2000 stieg der Preis für Koltan als Folge des Mobiltelefon- und Computerbooms stark an. Koltan wurde zur wichtigsten Finanzquelle von Rebellen und Milizen im Osten des Kongo. Somigl, die Handelsfirma der RCD, verkaufte allein im Dezember 2000 Koltan im Wert von 1,12 Millionen US-Dollar. Der Koltanboom ging jedoch rasch wieder zu Ende, so dass Somigl bereits 2001 aufgelöst wurde. Die Vermarktung lief danach über lokale Händler und ausländische Aufkäufer der Koltan verarbeitenden Industrie, unter anderem über die deutsche Firma H.C. Starck, eine Tochter des Bayer-Konzerns.
Nichtregierungsorganisationen und eine UN-Expertengruppe forderten Sanktionen gegen den Koltanhandel aus dem Kongo, die aber vom Sicherheitsrat nicht verhängt wurden. Ein Argument der UN war, dass ein Embargo angesichts der weit offenen Grenzen schwer durchzusetzen sei. Ein anderes lautete, dass Koltansanktionen vor allem die Masse der Schürfer treffe, die ohne andere Erwerbsquellen seien. In der Tat werden im Kongo die meisten Rohstoffe wie Koltan, Zinn, Diamanten oder Gold von hunderttausenden Kleinschürfern abgebaut, die mit ihrer puren Muskelkraft arbeiten. Die Diskussion um Sanktionen ist weiterhin aktuell. Eine neue Gesetzgebung der USA hat zu einem De-Facto-Boykott von Zinnerz, Koltan, Wolfram und Gold in den Ostprovinzen Süd- und Nordkivu geführt. Der sogenannte Dodd-Frank-Act (vgl. Infotext „Nationale Regulierung von internationalen Unternehmensaktivitäten“) untersagt zwar nicht den Handel mit diesen Metallen aus der DR Kongo, schreibt den Unternehmen jedoch vor, Berichte zu veröffentlichen, ob sie Metalle aus den Konfliktgebieten beziehen. Ein Großteil der Elektronikindustrie hat seitdem seine Käufe aus der Region vorübergehend eingestellt.
Um den Rohstoffabbau in der DR Kongo legal und fair zu gestalten, müssen die Eigentumsverhältnisse an Rohstoffvorkommen, die Abbaulizenzen und die Verteilung der daraus resultierenden Einnahmen geklärt werden.
(Quelle: Bonn International Center for Conversion)
In den USA besitzen von 100 Einwohnern 92 eine Waffe, Deutschland ist nach den USA und Russland der Welt drittgrößter Waffenlieferant – gleichauf mit China. Trotz parlamentarischer Kontrolle können auch größere Waffensysteme (in der Regel über Tochtergesellschaften) praktisch an jedes Land geliefert werden. Im Hamburger Hafen wurden 2014 15.000 Tonnen Munition verladen. Fragen nach Menschenrechtsverletzungen oder gar nach den Einsatzgebieten werden in vielen Ländern nicht gestellt oder wenn sie gestellt werden, unzureichend und in jedem Fall folgenlos beantwortet. Eine 2013 von den Vereinen Nationen beschlossene verstärkte Kontrolle des Waffenhandels blieb weitgehend wirkungslos.
Die Zustände im internationalen Waffenhandel sind mafiös, Rendite gesteuert, menschenverachtend – aber lassen sie sich mit den Mitteln der Kunst in Bildern, Objekten, Installationen darstellen? Nein! Nein, weil sie viel zu undurchsichtig und komplex sind, um in ein Bild zu passen. Eine Darstellung, die wir verstehen, die uns angeht, die uns vielleicht sogar betroffen macht, funktioniert nur über nachvollziehbare Geschichten. Friedhelm Kranz findet für sein Werk, das hier erstmals zusammenhängend ausgestellt ist, bildmächtige Geschichten aus der brutalen Welt des Waffenhandels und Waffengebrauchs. Wie zum Beispiel die von John Hinckley, der am 30. März 1981 mit einem in Deutschland hergestellten Röhm rg-14-Revolver vor dem Hilton in Washington sechs Schüsse auf den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan abgab, um – so der Plan – nach dem Tod des Präsidenten mit Jodie Foster, für die er eine unheilbare Obsession entwickelt hatte, nachdem er sie in Scorsese’s Taxi Driver gesehen hatte, ins Weiße Haus einzuziehen. Reagan und seine beiden Leibwächter wurden leicht verletzt, der Pressesprecher des Weißen Hauses, James Brady (hier am Boden liegend), wurde am Kopf getroffen und erlitt bleibende Gehirnschäden. Friedhelm Kranz zeigt in dieser Werkserie Ursache, Voraussetzung und Auswirkung dieses Attentats. Das Unglück begann, als der schwer depressive John Hinckley die damals 13-jährige Jodie Foster sah, die in Taxi Driver eine minderjährige Prostituierte spielt. Hier zu sehen in einer bildfüllenden Porträtansicht aus unseren Tagen, als Einzelbild wie rechts oder begleitet von zwei auf das Porträt gerichteten Revolvern mit dem beängstigenden Satz »love to kill«. Die Revolver sind stark vergrößert und bekommen dadurch auch etwas Porträthaftes,werden aber durch die Rasterung verfremdet, und es entsteht ein distanzierendes Bild dieser tödlichen Waffe, die in der Szene hinter mir zum Einsatz kam.
Der handgeknüpfte Teppich entstand nach dem berühmt gewordenen Foto von Michael Evans, dem persönlichen Fotografen des Präsidenten, das dieser geistesgegenwärtig geschossen hatte, während der Attentäter überwältigt wurde. Es stammt aus dem Internet und wird vertrieben über die Agentur Reuters. Friedhelm Kranz kommentiert dieses Attentat als Folge des nahezu freien, ungehinderten Zugangs zu den Waffen (übrigens längst auch zu halbautomatischen Waffen, wie sie bei Amokläufen in den Schulen der Vereinigten Staaten zum Beispiel 1999 in der Colombine High School in Littleton, Colorado zum Einsatz kam) mit noch größerer Distanz zum gewählten Fotomotiv, indem er das millionenfach reproduzierte, medial vernutzte Bild durch Übertragung auf einen handgewebten Teppich erneut auratisiert.
Nicht nur in unserer Kultur sind Teppiche etwas Kostbaren, allemal dann, wenn sie an der Wand hängen. Auf ihnen ließen sich in früheren Jahrhunderten die Herrschenden in mythologischen Szenen und Bildgeschichten feiern, oft lieferten berühmte Künstler die Vorlagen für diese Apotheosen. Heute ist diese Bildtechnik weitgehend außer Gebrauch, fristet bestenfalls in gewebten Sofabildern mit röhrenden Hirschen noch eine Nischenexistenz. In der zeitgenössischen Kunst wird die Technik gelegentlich dann eingesetzt, wenn es gilt, dem Dargestellten eine kritische Distanz zugeben (Alighiero e Boetti, Rudolf Stingl). Bei Friedhelm Kranz verleiht das Medium dem ikonischen Foto von Michael Evans eine irritierende Bildwirklichkeit, verstärkt durch ein verfremdendes Bildraster und eine cremige Farbigkeit, die sich weit von der Farbskala der Vorlage entfernt hat. Der Teppich mit dem Titel »Six Bullits« bildet den Abschluss und Höhepunkt dieser zentralen Bildfolge, die in der amerikanischen Wirklichkeit mit Jodie Foster’s Auftritt in »Taxi Driver« begann und mit den sechs Schüssen aus der Röhm rg-14 ein tragisches Ende fand.
Familien, vor allem Väter, wollen Jungen. Das war in den englischen Königshäusern so, in denen Ehefrauen, die ihrem König keine Söhne gebären konnten (siehe Heinrich VIII.), kurzerhand exekutiert wurden, das ist in Indien und China so, wo seit Jahren eine Praxis der selektive Abtreibung verbreitet ist, und das ist auch in Afrika so, wo Frauen Söhne wollen, um Ihre Stellung in der Großfamilie zu stärken oder um ihrem Stamm Ernährer und ihrem Volk Kämpfer zu schenken. Seit Jahrhunderten hält sich in Afrika der Aberglaube, das werdende Mütter, die die größere und saftigere der beiden Knollen einer Orchidee essen, einen Sohn bekommen werden. Friedhelm Kranz generiert Bildtafeln, auch hier nach Vorlagen aus dem unerschöpflichen Fundus, den das Netz zur Verfügung stellt, um in seiner Installation auf die Erniedrigung, Ausbeutung und Ermordung von Kindern in den Kohle- und Diamantenminen, vor allem aber in den Kinderarmeen der zentralafrikanischen Bürgerkriegsländer Nigeria, Kongo, Somalia oder dem Tschad hinzuweisen, denn er stellt den farbigen Bildtafeln der Orchideen schwarzweiß-Bildnisse von afrikanischen Mädchen gegenüber und postierte unter den Bildnissen der Mädchen drei Stapel Munitionskisten (Sie erinnern sich an die 15.000 t Munition, die jährlich im Hamburger Hafen verladen werden), aus denen das »Lied der Savanne« ertönt, eine Toncollage, die an das »Spiel mir das Lied vom Tod« erinnert, grundiert mit Schüssen, die viele Mädchen hören, wenn sie die weiten Wege zur nächsten Wasserstelle zurücklegen. Verglichen mit der Arbeit »Six Bullits« hat Friedhelm Kranz hier nicht nur sein mediales Repertoire erweitert, sondern auch die Intensität seiner Werke erhöht, eine Intensität, die der Betrachter (gerade auch in dieser Präsentation) unmittelbar spürt.
Meine Damen und Herren, Kunst kann die Welt nicht verändern, aber Kunstwerke können an das Unrecht, den Missbrauch von Macht, an die ständige Menschenrechtsverletzungen und eben an den oft atavistische Gebrauch von Waffen überall in der Welt, aber besonders in den Vereinigten Staaten, erinnern. Trotz der jüngsten Attentate wird der Kongress die Waffengesetze wieder nicht verschärfen unter anderem auch deshalb nicht, weil die Waffenlobby ausreichend viele Abgeordnete alimentiert und das seit Jahren. Friedhelm Kranz aber legt mit seinen Arbeiten genau hier den Finger in die Wunde. Er tut das mit avancierten Mitteln und suggestiven Motiven – und wenn es auch nur Einige wenige sein sollten, die dieser Botschaft erreicht, so wäre schon etwas erreicht. Vielleicht mögen Sie ja dabei sein, wenn Sie nicht dabei sind.
Text: Prof. Dr. Michael Schwarz
für meine bilderserie moderne märchen benutze ich zumeist vorlagen im sinne der appropriation, einer kunstform, in der der künstler bewusst und mit strategischer überlegung die werke und/oder die kunstform anderer künstler kopiert oder auch vorgfundenes anderes material (anzeigen, pressefotos, archiv-material, fotoalben, postkarten, etc.) kopiert oder manipuliert.
ich benutze entweder stills des pornofilm-anbieters vixen (hans im glück/schneewittchen/froschkönig), lasse in auftragsfotografie porträts anfertigen (rapunzel), benutze vorlagen sogenannter alter meister (leonardo da vinci: salvator mundi) oder alte postkarten (serie kindersoldaten).
die vorlagen werden in deutschland zusammen mit jan-david grommas digital komponiert, per wetransfer nach china übermittelt und dort vom chinesischen künstler feng qiang in dafen/shenzhen in öl auf leinwand übertragen. per luftfracht zurück in deutschland überdrucke und manipuliere ich die ölgemälde mithilfe digitaler technik.
dieser produktionsprozess ist eine kritische hinterfragung des kunstprozesses und führt die künstlerische originalität ad absurdum. im grunde genommen ein der wirklichkeit geschuldetes modernes märchen.
Schneewittchen ist eine Kulturikone. In dem Märchen verbinden sich Gehalte verschiedenster Erkenntnisse und Wahrnehmungen. So gibt es in Schneewittchen Aspekte der Psychologie, der Soziologie, der Geschichte, der christlichen Theologie, der griechischen Mythologie, der Kosmologie und der Symbolik. In dieser Verdichtung kultureller Zugangsformen ist Schneewittchen Inspirationsquelle für Malerei, Musik, Skulptur, Film, Literatur und Popkultur.
Zentrale Symbole und Motive von Schneewittchen sind der vergiftete Apfel, die Zahl Sieben, die Zwerge, der Spiegel, Gürtel und Kamm, die kontrastierenden Farben Schwarz, Rot und Weiß, das Blut und der Winter.
Zu der erotischen Ebene des Märchens Schneewittchen merkt der Erzählforscher Lutz Röhrich an, dass Schönheit in Märchen immer mit Liebe korrespondiert, was hier aber ausschließlich in pervertierter Form geschieht. In Grimms Märchen sind die Vorgänge – verglichen mit anderen Versionen – nahezu asexuell geschildert. Heinz Rölleke stellt fest, dass diese Tendenz in späteren Ausgaben noch zunimmt. Für Rudolf Meyer ist Schneewittchen des Menschen
keusche, unverwesliche Lichtnatur, die der Sinnenbegierde verfällt. Nach der analytischen Psychologie Carl Gustav Jungs repräsentiert die Stiefmutter in vielen Märchen den Archetypus des Schattens oder der nefasten Mutter, also der zerstörenden und verschlingenden Mutter.
Europäische Ethnologie
Auffallend viele deutsche Märchen setzen eine „matrilineare“ Erbfolge voraus. Dies zeigt sich daran, dass Prinzen bzw. „Schweinehirten“ kommen, heiraten und über die geheiratete Tochter erben. Wenn sie gleich bei deren Herkunftsfamilie bleiben, liegt auch Uxorilokalität vor. Hier wird die Tochter der Mutter als potentielle Herrschaftskonkurrentin gefährlich.
Strukturalismus
In der Familiensoziologie wird im Rahmen des Strukturalismus folgende These vertreten: In allen Kernfamilien gibt es Paarfiguren mit größerer emotionaler Nähe (z. B. Vater + Tochter plus Mutter + Sohn), die somit strukturell dafür sorgen, dass Vater + Sohn, Mutter + Tochter und übrigens auch Vater + Mutter auf merklich größerer Distanz zueinander stehen. Wenn jetzt die Tochter vom Kind zur Jugendlichen wird, tritt sie zunehmend in Konkurrenz zur Rolle der Mutter als erwachsener Frau; Konflikte sind vorhersehbar; das Kampffeld der Mutter wird (mehr als bei Vater + Sohn) der eigene Haushalt sein, und die herkömmliche Distanz verstärkt die Konkurrenz. Aus der „lieben“ Mutter, und auch aus der „lieben“ Tochter, wird eine „böse“. Das überrascht oft beide Teile: Die Mutter wirkt hier „wie ausgetauscht“, und zwar zu einer feindseligen „Stiefmutter“.
Ein weiterer Grund für den starken Anteil von Stiefmüttern in der Literatur liegt in der hohen Müttersterblichkeit bis ins 19. Jahrhundert: infolge von Wiederheirat der Väter wuchsen viele Kinder unter der Obhut von Stiefmüttern auf.
Mohammed bin Salman vs. Leonardo da Vinci
Saudi-Arabien hat 47 Menschen wegen Terrordelikten exekutiert. Bis auf einen Ägypter und einen Tschader waren alle Saudi-Araber. Wie die offizielle saudische Nachrichtenagentur SPA meldete, wurden die Todesstrafen wegen Terrorismus und Anstiftung zur Gewalt vollstreckt. Der Großteil der Hingerichteten sei wegen Beteiligung an Anschlägen der Islamisten-Organisation Al-Kaida in den Jahren von 2003 bis 2006 zum Tode verurteilt worden, teilte das Innenministerium mit.
Unter anderem wurde der inhaftierte prominente schiitische, geistliche Scheich Nimr Baker al-Nimr exekutiert, wie das Innenministerium mitteilte. Al-Nimr hatte zu den Anführern der Schiiten-Proteste im Osten des Königreichs gehört, die im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 ausgebrochen waren.
Al-Nimr war ein entschiedener Gegner des sunnitischen Königshauses in Riad. Er hatte während der Proteste des Arabischen Frühlings 2011 die Abspaltung der mehrheitlich schiitischen Regionen Katif und Al-Ihsaa im Osten des Landes befürwortet. Vor einem Jahr wurde er wegen Aufwiegelung, Ungehorsams und Waffenbesitzes von einem Sondertribunal zum Tode verurteilt. Ende Oktober wurde das Todesurteil vom Obersten Gerichtshof Saudi-Arabiens bestätigt.
Harsche Kritik aus Iran
Die Hinrichtung Nimr al-Nimrs löste im Golfstaat Bahrain heftige Proteste aus. Dabei feuerte die Polizei in dem Ort Abu-Saiba westlich der Hauptstadt Manama Augenzeugen zufolge Tränengas auf Dutzende Demonstranten ab. Die aufgebrachte Menge hielt Bilder des getöteten Geistlichen Nimr al-Nimr in die Höhe. Schiiten-Vertreter hatten zu Protesten in dem von Sunniten regierten Königreich aufgerufen. In anderen Ländern in der Region sorgte die Hinrichtung ebenfalls für Wut und Empörung. Der schiitisch dominierte Iran warf Saudi-Arabien vor, Terroristen und sunnitische Extremisten zu unterstützen. Das iranischen Außenministerium erklärte, die Vollstreckung zeige “Unvorsichtigkeit und Unverantwortlichkeit”.
Der Iran hatte die Regierung in Riad vor der Hinrichtung Al-Nimrs gewarnt. Sollte das Todesurteil gegen den Geistlichen vollstreckt werden, werde Saudi-Arabien einen “hohen Preis zahlen”, sagte der iranische Vizeaußenminister Hossein Amir-Abdollahian.
Die meisten der rund zwei Millionen saudi-arabischen Schiiten leben im Osten des Landes. Die schiitische Minderheit klagt seit Langem über religiöse und soziale Diskriminierung durch das wahhabitische Herrscherhaus.
Kritik kam auch aus Deutschland. Grüne und Linkspartei forderten einen Abbruch der Zusammenarbeit der Bundesregierung mit dem saudischen Königshaus. Die Exekutionen seien “der letzte Weckruf”, die Partnerschaft mit einem Staat zu beenden, “dessen Praktiken sich vom sogenannten Islamischen Staat kaum unterscheiden”, sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Omid Nouripour in Berlin. Die Linken-Außenpolitikerin Sevim Dagdelen nannte die deutschen Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien angesichts der dortigen Menschenrechtslage “eine moralische Bankrotterklärung der Bundesregierung”. In dem Königreich stehe “die Unterdrückung Andersdenkender und der schiitischen Minderheit auf der Tagesordnung”, sagte Dagdelen.
Vor allem die Exekution des schiitischen Geistlichen Nimr Bakr al-Nimr komme Dagdelen zufolge einer “Kriegserklärung an die schiitische Minderheit im Land” gleich. Diese “Massenhinrichtungen a la IS” gefährdeten den Frieden in der gesamten Region. Der Grünen-Außenexperte Nouripour sagte, die Hinrichtung prominenter Minderheitenvertreter durch Saudi-Arabien zeuge “von einer Panik, die die These der Bundesregierung von einem ‘Stabilitätspartner’ schlicht verspottet”.
Das ultrakonservative Königreich Saudi-Arabien hatte 2015 laut Menschenrechtlern so viele Todesurteile vollstreckt wie seit 20 Jahren nicht mehr. 153 Menschen wurden dort im vergangenen Jahr laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hingerichtet. Im gesamten Jahr 2014 waren laut Amnesty 90 Menschen hingerichtet worden. Der Anstieg der Zahl von Hinrichtungen geht einher mit der Machtübernahme von König Salman. Er war Ende Januar nach dem Tod seines Vorgängers Abdullah auf den Thron gestiegen. Amnesty kritisierte, Saudi-Arabien setze das Todesurteil auch als politisches Instrument gegen die schiitische Minderheit ein.
Die Liste der 47 von Saudi-Arabien Exekutierten umfasst die Namen jener Personen, die am 2. Januar 2016 in Saudi-Arabien hingerichtet wurden. Da sich unter den Hingerichteten auch der schiitische Geistliche Nimr Baqir al-Nimr befand, wurden die iranisch-saudi-arabischen Beziehungen massiv belastet.
Noch am selben Tag wurde die saudische Botschaft in Teheran von einer aufgebrachten Menge gestürmt und teilweise in Brand gesetzt. Der Oberste Führer Irans, Ali
Chamene’i, drohte der saudi-arabischen Führung für „das zu Unrecht vergossene Blut dieses Märtyrers sehr bald“ mit Konsequenzen und „der Rache Gottes“. In der Folge brach Saudi-Arabien am 3. Januar 2016 seine diplomatischen Beziehungen zum Iran ab. Alle iranischen Diplomaten wurden aufgefordert, das Land binnen 48 Stunden zu verlassen. Die Vereinigten Arabischen Emirate zogen Teile ihrer diplomatischen Vertretung im Iran – insbesondere ihren Botschafter – ab. Am 4. Januar folgten Bahrain und der Sudan diesem Schritt.
Massive Kritik an der Massenhinrichtung, der größten in Saudi-Arabien seit 1979, wurde auch von westlichen Regierungen und Nichtregierungsorganisationen geäußert. Die Massenhinrichtung vom 2. Januar 2016 war der Auftakt zu einer Serie weiterer Exekutionen, bis Ende März wurden zumindest 23 weitere Menschen hingerichtet. In den Todeszellen sitzen seit dem Vorjahr auch drei Teenager – Ali al-Nimr, Dawood al-Marhoon and Abdullah al-Zaher – und es ist nicht bekannt, ob sie bereits hingerichtet wurden. Ali al-Nimr ist der Neffe von Nimr al-Nimr, der Anfang des Jahres exekutiert wurde.
familie (von lateinisch familia „gesinde“, „gesamtheit der dienerschaft“, einer kollektivbildung von famulus „diener“ bezeichnet soziologisch eine durch partnerschaft, heirat, lebenspartnerschaft, adoption oder abstammung begründete lebensgemeinschaft, meist aus eltern oder erziehungsberechtigten sowie kindern bestehend, gelegentlich durch weitere, mitunter auch im selben haushalt lebende verwandte oder lebensgefährten erweitert. die familie beruht im wesentlichen auf verwandtschaftsbeziehungen. oder auf glück oder unglück.
die serie familien-porträts zeigt familien oder lebensgemeinschaften in ihrem natürlich habitat, wie auch in bewusst gesetzte szenarien, die es so (für diese familien) nicht gegeben hat. es dokumentiert das glück oder unglück der partnerwahl, wie den zufall der geburt. die zufälligkeit von geburt und abstammung in sozial oder gesellschaftlich gefestigte strukturen, oder hier fiktional arrangiert in präkeren momenten und situationen.
Agent Orange ist die militärische Bezeichnung eines chemischen Entlaubungsmittels, das die USA im Vietnamkrieg großflächig zur Entlaubung von Wäldern und zur Zerstörung von Nutzpflanzen einsetzten. Die US-Streitkräfte setzten es im Januar 1965 erstmals im Rahmen der Operation Ranch Hand ein, um der feindlichen Guerillabewegung FNL („Vietcong“) die Tarnung durch den dichten Dschungel zu erschweren und deren Nahrungsversorgung zu stören. Es wurde von Flugzeugen oder Hubschraubern großflächig versprüht. Da das Herbizid herstellungsbedingt mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin (TCDD) verunreinigt war, erkrankten viele hunderttausend Bewohner der betroffenen Gebiete und bis zu zweihunderttausend US-Soldaten. TCDD ist der giftigste Vertreter der Dioxine. Es wirkt unter anderem fetotoxisch (teratogen), schädigt also das ungeborene Kind im Mutterleib, und ist sehr persistent, das heißt, es verbleibt lange Zeit in der Umwelt. Die andauernde Belastung der vietnamesischen Bevölkerung mit Dioxin wird in Zusammenhang mit dem – bis in die Gegenwart – drastisch erhöhten Auftreten schwerer Fehlbildungen bei Kindern, Krebserkrankungen, Immunschwächen und einer größeren Zahl weiterer Erkrankungen gebracht. 2002 litten nach Schätzungen des Roten Kreuzes etwa eine Million Vietnamesen an gesundheitlichen Schäden durch Spätfolgen von Agent Orange, darunter sind etwa 100.000 Kinder mit angeborenen Fehlbildungen. Während geschädigte ehemalige US-Soldaten nach gerichtlichen Auseinandersetzungen von den damaligen Herstellerfirmen finanziell entschädigt wurden, erhielten vietnamesische Opfer bis heute keine Entschädigung. Eine entsprechende Sammelklage in den USA wurde 2005 abgewiesen, da der Einsatz von Agent Orange „keine chemische Kriegsführung“ und deshalb kein Verstoß gegen internationales Recht gewesen sei.
Napalm ist eine Brandwaffe mit dem Hauptbestandteil Benzin, das mit Hilfe von Zusatzstoffen geliert wird. So wird erreicht, dass Napalm als zähflüssige, klebrige Masse am Ziel haftet und eine starke Brandwirkung entwickelt. Der Name Napalm ist eine Zusammensetzung aus den Anfangssilben der Ausgangsstoffe Naphthensäure und Palmitinsäure. Bereits kleine Spritzer brennenden Napalms verursachen schwere und schlecht heilende Verbrennungen auf der Haut. Wegen seiner hydrophoben Eigenschaften kann Napalm zudem nur schlecht mit Wasser gelöscht oder von der Haut abgewaschen werden. Auch bei einem nicht direkten Treffer wirkt Napalm äußerst zerstörerisch gegen Lebewesen und hitzeempfindliches Material. Je nach Zusammensetzung erreicht es eine Verbrennungstemperatur von 800 bis 1200°C. Napalmbomben, die häufigste Einsatzform des Brandstoffes, sind mit Napalm befüllte Metallkanister. Zünder an beiden Enden lösen beim Aufschlag kleine Explosivladungen aus, wodurch der Kanisterinhalt über eine große Fläche verteilt wird. Napalm kann auch mit Hilfe von Flammenwerfern eingesetzt werden.